Mittlerweile bieten fast alle Kameras die Möglichkeit an, Bilder im RAW Format aufzunehmen. Das RAW Format bietet für die Bildbearbeitung deutliche Vorteile gegenüber JPEG. Trotzdem höre ich sehr oft in unseren Fotokursen den Kommentar ” Ich fotografiere lieber im JPEG Format den RAW´s müssen ja bearbeitet werden und hierfür benötige ich Lightroom und das bedeutet ich muss ein Abo abschliessen”.
Leider ist das mit dem Abo tatsächlich so, falls Ihr ein updatefähiges Lightroom verwenden möchtet und ich kann absolut nachvollziehen, dass Ihr nicht monatlich für etwas bezahlen möchtet wenn Ihr es nicht regelmäßig nutzt. Und knapp 12 € im Monat summieren sich über die Zeit. Für mich ist das Abo absolut sinnvoll, aber ich nutze Lightroom für meine Kundenaufträge aber auch für meine eigenen Bilder sehr intensiv und regelmäßig. Da macht das Abo tatsächlich Sinn.
Ich habe mich also auf die Suche nach einer Alternative gemacht um ein Lightroom vergleichbares Bildbearbeitungsprogramm zu finden, dass nur einmalig bezahlt wird und annähernd den Funktionsumfang von Lightroom bietet. Sicherlich gibt es Alternativen, die ich gar nicht alle aufzählen möchte, aber irgendwie fehlte mir immer die Bildorganisationsfunktionalität oder der Bildbearbeitungsmodus war zu kompliziert, zumindest für Einsteiger in die RAW Bearbeitung.
Anfang des Jahres bin ich auf Luminar 3 gestoßen, was nicht schwierig war, da der Entwickler Skylum diese Software sehr aggressiv bewirbt. So ziemlich jeder Fotograf der etwas auf sich hält hat hierzu entsprechende Youtube Videos oder Tutorials gepostet. Allerdings kam bei mir deutlich der Verdacht auf, das die Bewertung der Software nicht immer ganz objektiv war.
Ich habe mir dann Anfang 2019 also auch erst einmal die Luminar 3 Testversion heruntergeladen, schließlich möchte man ja mitreden können. Obwohl die Beschreibung der Software vielversprechend war und die Youtube Videos der KollegInnen hoffnungsvoll stimmten, war ich nach der ersten intensiven Nutzung eher enttäuscht und ernüchtert. Luminar 3 hatte zu diesem Zeitpunkt viele Funktionalitäten die Lightroom nicht unähnlich sind, das nutzt aber nichts wenn das Programm permanent abstürzt, die Bearbeitung einfriert und die Geschwindigkeit der Software insgesamt inakzeptabel war. Also wieder keine Alternative zu Lightroom? Zu diesem Zeitpunkt sicherlich nicht, aber….
…..die Luminar 3 Entwickler haben die Kritik bezüglich der Performance ernst genommen und in sehr kurzer Zeit die Hauptkritikpunkte zwar nicht gänzlich gelöst, aber deutlich entschärft.
Nachdem ich mir eine Luminar Lizens gegönnt hatte und Luminar mit den neusten Updates gefüttert habe, läuft Luminar 3 mittlerweile relativ stabil und die Bildbearbeitung wird nicht durch ständige Abstürze zur Geduldsprobe. Also der richtige Zeitpunkt um Luminar 3 genauer unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht ja doch eine Lightroomalternative?
Was erwarte ich und vor allem meine Kursteilnehmer von einer RAW Bearbeitungssoftware für die ich kein Abo abschließen muss. Zunächst einmal das ich kein Abo abschließen muss. Das bietet Luminar 3 eindeutig. Ihr könnt Luminar 3 für 69 € kaufen. Regelmäßige Updates werden kostenlos von Skylum zur Verfügung gestellt, natürlich bis irgendwann einmal Luminar 4 auf den Markt kommt. Das war bei Lightroom 3, 4, 5, 6 aber auch nicht anders. Mir ist dann eine Bildorganisationsmöglichkeit sowie eine umfassende Bildbearbeitungsmöglichkeit wichtig. Auch das bietet Luminar 3, wenn auch mit ein paar Abstrichen vor allen Dingen in der Bildverwaltung gegenüber Lightroom.
Ich werde zunächst einmal ein paar Vor- und Nachteile von Luminar 3 gegenüber Lightroom aufführen, die mir so auf den ersten Blick aufgefallen sind.
Für Anwender mit wenig Bildbearbeitungserfahrung liefert Luminar 3 den deutlich einfacheren Einstieg in die Bildbearbeitung. Während bei Lightroom ohne Vorkenntnisse am Anfang nicht selten Chaos auf der Festplatte erzeugt wird, bietet Luminar den deutlich einfacheren und verständlicheren Importvorgang. Allerdings fehlen bei Luminar 3 auch eine ganze Reihe Funktionalitäten bei dem Importvorgang, wie z.B. Dateiumbenennung, Presets direkt anwenden, Duplikate nicht importieren, Stichwortvergabe usw. wodurch der Importprozess einfacher und übersichtlicher wird. Was bei Luminar 3 nicht wirklich gut gelöst ist, ist die Tatsache das immer nur ein ganzer Dateiordner oder eine einzelne Datei importiert werden kann. Das ist zwar grundsätzlich kein “No go” erfordert aber zusätzliche Schritte wenn Ihr z.B. nur 5 Bilder von Eurer Speicherkarte importieren möchtet und nicht alle. Hier gibt es sicherlich noch Verbesserungspotential.
Nachdem die Bilder importiert wurden, habt Ihr vergleichbar mit Lightroom, die Möglichkeit Bilder zu markieren, Sterne oder Farbcodes zu vergeben und danach zu filtern. Es ist also eine gute Möglichkeit der Bildorganisation vorhanden, allerdings fehlt die Möglichkeit Stichwörter zu vergeben, die aber für eines der nächsten Updates angekündigt wurde. Zusätzlich könnt Ihr in Luminar Alben anlegen, die mehr oder weniger mit den Sammlungen in Lightroom vergleichbar sind. Also schon einmal nicht schlecht für eine 69 € Kaufversion.
Was aber bietet Luminar 3 bezüglich der Bearbeitungsfunktionalität? Hier war ich von Luminar 3 sehr überrascht und zwar positiv. Bis auf zwei Funktionalitäten, auf die ich noch zu sprechen komme, habe ich bei der Bildbearbeitung mit Luminar nichts vermisst. Ganz im Gegenteil, Luminar 3 bietet eine Menge zusätzlicher Bearbeitungswerkzeuge, die ich mir in in Lightroom wünschen würde, nicht zuletzt die Möglichkeit relativ einfach Bearbeitungs- oder Bildebenen anzulegen und für die Bearbeitung zu nutzen. Hier muss sich Luminar also definitiv nicht hinter Lightroom verstecken. Die Bildbearbeitung ist in Luminar im Vergleich zu Lightroom zwar etwas anders strukturiert, geht nach kurzer Eingewöhnungsphase aber sehr flüssig von der Hand. Sehr hilfreich finde ich auch die Möglichkeit einzelne Bearbeitungswerkzeuge in der Bearbeitung ein- oder auszublenden.
Luminar bietet im Bearbeitungsmodus außerdem zwei intelligente Schnellbearbeitungsfunktionen, die ziemlich gut funktionieren und dem Bearbeiter somit schon eine Menge Bearbeitungsarbeit abnehmen. In Lightroom dagegen versagt die automatische Tonwertkorrektur nach meiner Meinung kläglich.
Allerdings vermisse ich in Luminar mit den Funktionen “automatisch Transformieren” mit der in Lightroom stürzende Linien einfach und schnell behoben werden können, sowie die automatische Objektivkorrektur zwei Bearbeitungsfunktionalitäten, die ich in Lightroom sehr oft nutze und nicht missen möchte.
Fassen wir einmal zusammen. Ist Luminar nun eine Lightroomalternative? Kommt darauf an für wen. Der professionelle Bearbeiter, der tausende von Bilder in einem gewohnten und funktionierenden Workflow schnell und effizient bearbeiten möchte, wird sicherlich bei Lightroom bleiben. Für Bearbeitungseinsteiger aber auch ambitionierte Fotografen, die kein Abo abschließen möchten ist Luminar 3 definitiv eine Alternative zu Lightroom. Spätestens wenn Adobe nur noch eine Lightroom Cloud Version anbietet, werde ich auch über eine Alternative nachdenken und da steht Luminar 3 ganz oben auf meiner Liste. Wir werden in Kürze übrigens einen Luminar 3 Einsteigerkurs in unser Kursprogramm aufnehmen.
Nachfolgend seht Ihr ein paar mit Luminar bearbeitete “Vorher/Nachher” Bilder. Die Bearbeitungszeit lag jeweils unter 3 Minuten.