Die richtige Ausrüstung
So genug der Definitionen, viel wichtiger ist ja was Ihr wirklich braucht um in die Makrofotografie einzusteigen. Natürlich ein Makroobjektiv. Falsch bzw. nicht unbedingt. Für den Einstieg könnt Ihr Euch sehr gut mit günstigen aber gar nicht so schlechten Hilfsmitteln wie z.B.
– Makrolupen
– Makroachromaten
– Zwischenringe
– Retroadapter
behelfen. Natürlich haben alle dieser kleinen „Helferlein“ Ihre Vor- und Nachteile und werden langfristig das Makroobjektiv nicht ersetzen können aber für den Einstieg in die Makrofotografie eignen sie sich auf alle Fälle. Wenn wir schon bei dem Thema Vor- und Nachteile sind, möchte ich Euch diese auch gleich nennen.
Makrolupen sind sicherlich der günstigste Einstieg in die Makrofotografie. Auch ich habe mit einer Makrolupe meine ersten Erfahrungen gesammelt. Im Grunde genommen funktionieren Makrolupen wie eine Brille für Euer Objektiv. Ihr bekommt sie in verschiedenen Dioptrienstärken und für die unterschiedlichsten Objektivdurchmesser. Die Lupen bekommt Ihr schon für ca. 15 €, also wirklich keine große Investition. Das war es dann aber auch schon mit den Vorteilen und nun zu den Nachteilen. Die Bildqualität ist ziemlich dürftig. Neben chromatischen Aberrationen besteht der wesentlich Nachteil darin, daß die Aufnahmen nicht durchgängig scharf sind. Wenn Ihr die Mitte des Bildes scharf stellt werden die Ränder unscharf und wenn ich sage unscharf meine ich nicht eine kaum sichtbare Unschärfe in den Randbereiche, die ich nur bei 200 % Ansicht erkenne, sondern ich meine eine richtig schöne matschige Unschärfe die deutlich erkennbar ist. Somit ist der Frust beim Einstieg in dieses faszinierende Gebiet definitiv vorprogrammiert.
Makroachromate sind eigentlich auch nichts anderes als Makrolupen mit dem feinen Unterschied, daß sie nicht aus einer Linse bestehen, sondern 2-3 Linsen enthalten. Daraus ergibt sich der große Vorteil das oben beschriebene Unschärfen im Randbereich korrigiert werden und Ihr sehr ansehnliche Nahaufnahmen machen könnt. Ich habe Makroachromaten der Firma Raynox in verschiedenen Stärken (150 er und 250 er) in Kombination mit 18 – 55 mm Kitobjektiven ausprobiert und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Ich muss allerdings erwähnen, daß Ihr mit den Makroachromaten auch nur einen Abbildungsmaßstab von ca. 1:2 bis 1:3 realisieren könnt und somit eigentlich mehr für die Nah- als für die Makrofotografie einsetzen könnt. Um eine Blüte, einen Schmetterling oder Grashüpfer detailreich abzubilden reicht das aber allemal. Die Achromate sind natürlich teurer als die Makrolupen und liegen so bei ca. 50 €. Die Mehrkosten lohnen sich aber definitiv im Vergleich zu Makrolupen. Die Raynox-Achromaten haben einen Klemmverschluss und lassen sich somit an vielen Objektiven problemlos anklemmen. Leider kommt es bei einigen Brennweiten (vor allen Dingen Weitwinkel) zu sehr dunklen Randabschattungen. Ihr solltet also im Zweifelsfalle in einem Fotofachgeschäft erst einmal ausprobieren ob das mit Eurem Objektiv funktioniert.
Makroachromat Raynox M-250
Mein Favorit der „Makrohilfsmittel“ sind sogenannte Zwischenringe. Die Zwischenringe vergrößern den Abstand zwischen Objektiv und Kamerasensor was zur Folge hat, das die Naheinstellgrenze der Objektive deutlich verringert wird. Das bedeutet Ihr könnt mit Eurem Objektiv wesentlich näher an Euer Motiv herangehen. Die Zwischenringe haben keinerlei optische Komponenten deshalb wird die Bildqualität der Objektive auch nicht negativ beeinflusst. Bei der Verwendung der Zwischenringe verliert Ihr allerdings etwas Licht (abhängig von der Zwischenringlänge). Zwischenringe bekommt Ihr meist im 3 er Set mit verschiedenen Längen für alle gängigen Kameratypen. Sie sollten die entsprechenden Objektivkontakte haben, damit Ihr alle gewohnten Fokussierungs – und Blendeneinstellungen an Eurer Kamera vornehmen könnt. Die verschiedenen Längen lassen sich auch kombinieren sowie mit Makroobjektiven verwenden. Dadurch wird der Abbildungsmaßstab der Makroobjektive nochmal vergrößert. Zwischenringe mit Übertragung der gewohnten Kamerafunktionen liegen preislich in einem Bereich von um die 50 €.
Eine Sonderform der „Abstandsvergrößerer“ sind sogenannte Balgengeräte. Vom Prinzip her funktionieren die Balgengeräte genauso wie Zwischenringe, allerdings lässt sich der Abstand zwischen Objektiv und Sensor durch den Balgen und die ensprechende Feinmechanik sehr genau und stufenlos einstellen.
Ein weiterer bekannter Vertreter der Makrohilfsmittel sind sogenannte Retroadapter. Mit einem Retroadapter könnt Ihr Eure Objektive verkehrt herum an Euer Kameragehäuse anbringen, wodurch sich die Naheinstellgrenze sowie der Abbildungsmaßstab deutlich in Richtung Makroaufnahmen umkehren lassen. Retroadapter gibt es auch mit entsprechenden Objektivkontakten damit alle Kamerafunktionen wie gewohnt genutzt werden können. Ich habe Retroadapter noch nicht ausprobiert, weil ich bisher Bedenken hatte mir meine Objektive durch den Spiegel oder sonstige hervorstehende Teile am Objektivbajonett zu verkratzen. In der Literatur gibt es allerdings sehr eindrucksvolle Beispiele dafür, daß diese Methode durchaus ihre Daseinsberechtigung hat.
Alle bisher beschriebenen Makrohilfsmittel haben eines gemein, Ihr könnt sie wirklich nur im Nahbereich einsetzen. Das heißt Ihr könnt nicht einmal schnell ein Motiv aufnehmen das sich nicht im Nahbereich befindet. Die Kamera kann definitiv nur in einem Nahbereich von einigen Zentimetern scharfstellen.
Also doch lieber ein Makroobjektiv? Diese Frage lässt sich sicher mit „ja“ beantworten falls Ihr erst einmal der Makrofotografie verfallen seid und Euch dieses faszinierende Gebiet nicht mehr los lässt. „Richtige“ Makroobjektive erlauben einen Abbildungsmaßstab von 1:1 sind auf Schärfe ausgelegt, meistens recht lichtstark und in der Regel nicht ganz günstig. Makroobjektive gibt es in verschiedenen Brennweitenbereichen. Die Frage ist nun welche Brennweite ist die Richtige? Wie so oft in der Fotografie lautet die Antwort „Kommt darauf an….“ Es kommt vor allen Dingen darauf an was Ihr fotografieren wollt und wie groß der Sensor Eurer Kamera ist. Für die Briefmarkensammlung eignen sich eher geringe Brennweiten um die 50 mm. Erstens einmal haben Eure Briefmarken keinen „Fluchtinstinkt“ und zweitens wollt Ihr bestimmt möglichst nah ran an Eure Briefmarken. Das sieht schon ganz anders aus bei Schmetterlingen, Bienen und Co. Diese kleinen Tierchen lassen Euch nicht so nah ran mit dem Objektiv, das heißt hier muss ein entsprechender Abstand gehalten werden damit der Schmetterling nicht sofort das Weite sucht. Für diese Motive habe ich gute Erfahrungen mit Brennweiten um die 100 mm (an einer Vollformatkamera) gemacht. Bei den Brennweitenüberlegungen müsst Ihr natürlich den Cropfaktor berücksichtigen. An einer APS-C Kamera bedeuten 100 mm ca. 150 mm an einer MicroFourThird Kamera sogar 200 mm.
OK, Objektive oder andere Hilfsmittel hätten wir nun geklärt. Was benötigen wir noch für die erfolgreiche Makrofotografie? Sehr hilfreich kann in vielen Fällen ein vernünftiges Stativ sein. Ich muss zugeben das ich lange die Meinung vertreten habe das ein Stativ für die Makrofotografie Blödsinn ist. Bis das Stativ aufgebaut und ausgerichtet ist hat sich der Grashüpfer ja längst aus dem Staub gemacht. Bringt also nichts, oder doch? Mittlerweile habe ich das Stativ in der Makrofotografie sehr zu schätzen gelernt, vor allen Dingen wenn es sich um Motive handelt die nicht weglaufen und sich auch sonst nicht bewegen. In Kombination mit einem Makroschlitten eignen sich Stative hervorragend für z.B. Blütenfotografie. Ihr solltet darauf achten das sich das Stativ auch sehr bodennah benutzen lässt, z.B. durch die horizontale Nutzung der Mittelsäule. Es hilft Euch nicht wirklich wenn Ihr aus 1,50 m Höhe ein Gänseblümchen aufnehmen wollt.
In Eurer Makrofototasche sollten sich auch Reflektoren und Diffusoren wiederfinden und auch der ein oder andere Systemblitz kann seinen Einsatz in der Makrofotografie finden, soweit er sich entfesselt einsetzen lässt. Ich bin im Übrigen kein Freund von Ringblitzen, die zumindest in fast jedem Beitrag zur Makrofotografie erwähnt werden. Ich finde Ringblitze produzieren ein ziemlich nüchternes und langweiliges Frontlicht ohne große Möglichkeit mit Licht und Schatten zu spielen. Sicherlich gibt es hier Ausnahmen wie das Ringblitzsystem von Nikon an dem sich viele kleine Blitze befestigen, ausrichten und in der Leistung individuell anpassen lassen. Solche Spezialsysteme sind aber sehr teuer und meiner Meinung nach lohnt sich die Investition nicht.
Nachdem wir nun die Ausrüstung zusammengestellt haben, widmen wir uns nun im nächsten Kapitel der Kameraeinstellung